Das Schmuckstück unter dem Teppich: Wie restauriere ich meinen alten Dielenboden? [Teil 2]
Im ersten Teil unserer Reihe „Restauration von alten Dielenböden“ haben wir uns eingehend mit dem richtigen Abschleifen des Bodens beschäftigt. Zugegeben, es war der lauteste, staubigste und kraftraubendste Teil der Arbeit, wenden wir uns also nun dem kreativen Teil, der Oberflächenbehandlung, zu. Entscheiden Sie selbst, wie Sie mit Beize, Lauge, Öl, Wachs oder Lack Ihren Boden gestalten wollen.
Zweiter Schritt – Auftragen des Neuen
Beizen: Beim Beizen reagiert der Stoff Lignin in den Zellen des Holzes mit dem Beizmittel. Besonders gut geeignet für diese Technik sind deshalb Nadelhölzer, da sie zwischen zwei und sieben Prozent mehr Lignin enthalten als Laubbäume. Durch das Beizen wird die Maserung des Holzes besonders gut hervorgehoben. Da jedes Holz anders mit Beizmitteln reagiert, testen Sie zunächst an einem unbehandelten Kantholz aus der gleichen Holzart den Effekt der Beize. Bedenken Sie, dass gebeiztes Holz, um vor Schmutz und Nässe geschützt zu sein, anschließend noch mit Öl, Wachs oder Lack imprägniert bzw. versiegelt werden muss.
Wichtiger Hinweis: Verwenden Sie beim Beizen keine Pinsel mit Metallklammern, da das Metall von der Beize angegriffen wird und der durch Oxidation entstehende Rost zu Farbfehlern auf dem behandelten Holz führen kann. Im Bau- oder Holzfachmarkt erhalten Sie spezielle Beizpinsel, die ohne Metallklammern zur Fixierung der Borsten auskommen.
Färben: Das Färben wird mitunter fälschlicher Weise als Farbstoffbeize bezeichnet, wobei es sich, chemisch gesehen, nicht um eine Beize handelt. Vielmehr dringen die, in Wasser oder Alkohol gelösten, Farbpigmente des Färbemittels ins Holz ein, ohne dass es dabei zu einer chemischen Reaktion kommt. Durch das Einfärben entsteht jedoch ein ähnlicher Effekt wie beim Beizen: Indem die helleren Bereiche des Frühholzes die Farbpigmente besser aufnehmen, als die dunkleren Linien des Spätholzes, wird die natürliche Maserung des Holzes hervorgehoben. Allerdings erscheint hierbei ein „Negativbild“ der Maserung. Die ursprünglich dunkleren Bereiche des Spätholzes erscheinen nun heller, als die eigentlich hellen Linien des Frühholzes. Die Maserung hat sich in den Farbverhältnissen umgekehrt. Möchten Sie die natürliche Farbgebung der Maserung beibehalten, eignet sich die Beize also besser, als das Färben. Dafür ist das Färben für sämtliche Holzarten geeignet, während der Effekt der Beize bei ligninarmen Hölzern nur sehr gering ausfällt.
Tipp: Sowohl das Beizen als auch das Färben bieten die Möglichkeit Farbunterschiede zwischen alten und erneuerten Dielen auszugleichen und eine einheitliche Farbgestaltung des Bodens zu erzeugen.
Laugen: Aus dem skandinavischen Raum stammt die Technik des Laugens. Die Besonderheit dieser Technik besteht in dem gezielten Ausbleichen des Holzes. Zunächst wird Natronlauge auf das Holz aufgetragen. So vorbereitet wird im zweiten Schritt das Holz mit mehreren Schichten Seife überzogen, die in die oberen Holzfasern eindringt und dabei einen wasserabweisenden Film bildet. Dieser Seifenfilm schützt das Holz vor Verschmutzung und Austrocknung. Anders als beim Färben oder Beizen bedarf es beim Laugen keiner weiteren Imprägnierung oder Versiegelung. Besonders gut geeignet ist diese Methode für helle Hölzer, wie Kiefer oder Fichte.
Wichtiger Hinweis: Verwenden Sie beim Auftragen der Lauge stets eine Schutzbrille und Handschuhe. Lüften Sie nach der Anwendung den Raum gut durch, da die Lauge Augen und Haut reizen kann.
Ölen: Das Ölen dient genauso wie das Wachsen dazu, das Holz zu imprägnieren. Dabei wird ein aushärtendes Öl, beispielsweise Leinöl, auf das Holz aufgetragen. Dieser Vorgang muss zwei bis drei Mal wiederholt werden, damit das Öl auch wirklich tief genug in das Holz einziehen kann. Überschüssiges Öl können Sie mit einem Lappen einfach wieder entfernen. Durch das Öl wird das Holz wasserabweisend, bleibt aber im Gegensatz zu lackiertem Holz atmungsaktiv. Ein wesentlicher Vorteil von geölten Böden besteht in der Möglichkeit, Schäden lokal beheben zu können, d.h. das Holz kann an der entsprechenden Stelle abgeschliffen und wieder neu geölt werden, der Boden muss also nicht im Ganzen abgeschliffen und neu versiegelt werden, wie es bei lackierten Böden der Fall ist.
Wachsen: Das Wachsen von Böden funktioniert ähnlich wie das Ölen, allerdings dringt das Wachs nicht so tief in das Holz ein, sondern bildet eine dünne Schicht, die auf dem Holz aufliegt. Atmungsaktiv bleibt das Holz dennoch. Mit Hilfe von sogenannten Dekorwachsen, die Farbpigmente enthalten und meist aus einer Öl-Wachs-Mischung bestehen, lässt sich das Holz farblich gestalten. Tragen Sie dafür zwei bis drei Schichten Dekorwachs auf das Holz auf und versiegeln Sie den Boden anschließend mit transparentem Hartwachs. Beachten Sie jedoch, dass, anders als beim Beizen oder Färben, Dekorwachse die Maserung des Holzes nicht hervorheben, sondern sie mit jeder aufgetragenen Schicht ein wenig mehr verdecken. Wenn Sie also den ursprünglichen Farbton samt Maserung erhalten wollen, versiegeln Sie das Holz einfach mit zwei bis drei Schichten Hartwachs.
Lackieren: Bei gebeizten, gefärbten und nicht vorbehandelten Böden bedarf es noch einer Versiegelung mit Lack, die das Holz vor Wasserschäden, Verschmutzung und Abnutzung schützt. Geölte Böden können Sie mit Lacken auf Ölbasis noch zusätzlich vor Beschädigungen schützen. Beim Lackieren des Bodens empfiehlt es sich den Pinsel mit der Maserung zu führen und dabei vom Licht weg zu arbeiten, da Sie so kleinste Fehler sofort erkennen und ausbessern können.
Tipp: Schleifen Sie zwischen den einzelnen Lackschichten die Oberfläche noch einmal an. Das macht zwar ein bisschen mehr Arbeit, doch erzielen Sie so ein ebenmäßigeres Ergebnis der Lackschichten!
Dann bis zum nächsten Mal, wenn wir uns hier im letzten Teil unserer Reihe „Restauration von alten Dielenböden“ mit der richtigen Pflege Ihres neuen Schmuckstücks beschäftigen!
Hat Ihnen der kurze Einblick weiter geholfen oder haben Sie noch Fragen? Wie beantworten Sie gerne! Schreiben Sie uns einfach an!
Tags: Dielen, Dielen restaurieren, Massivholzboden, Massivholzdielen, renovieren
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